Zu „Kulturverbreitung“ und Zukunft elektronischer Medien

Kommentar bei „Stigma Videospiele“

In den USA herrscht soweit ich weiß zum Beispiel schon einmal gar kein Recht auf eine Privatkopie.
Und das find ich auch gut so

Also ich schätze auch als Konsument digitale Distribution: bei mir stapeln sich die Spiele und Filme vielfach in die Höhe und ich sehe, dass ich etwas wo ich nur kann digital erwerbe
Es sind bei mir wahre Medienberge welche ich abzubauen versuche. Tagtäglich
Der Wiederkauf fällt dann zwar weg, aber ich verkaufe auch um Platz zu schaffen
Da mag ich aber (auch) eine krasse Minderheit sein, weil ich Spiele und Filme so wie ich und andere Leute wohl wenn dann nur Bücher behandeln. Das heißt ich les nicht eines nach dem anderen durch sondern viele gleichzeitig. Sehr viele, über viele viele Jahre

Darüber hinaus bevorzuge ich digitale Distribution auch als Rezipient, weil ich keine Datenträger wechseln brauche und schneller von einem Medium zum anderen sogar gelangen kann dadurch
Ich freu mich auch schon riesig bis Sony dieses Arthouse-Filmportal veröffentlicht, hoffentlich auch in Österreich – hab mich vor einigen Monaten dort schonmal registriert, weil über den PC längere Videos gucken mag ich einfach nicht

Hier sehe ich auch den einzigen Nutzen und Vorteil der Existenz von Raubkopien, und zwar nicht in den schändlichen Kopien selbst welche ich weiterhin für Verbrechen halte, sondern in deren Infrastruktur. Dort wo es diese Kopien gibt, gibt es für gewöhnlich nämlich auch anderes illegales, jedoch solches welches es woanders nicht gibt, und zwar weil sich zu wenige Leute offenkundig dafür interessieren. Es gibt so viele seltene und ältere Filme, die nirgendwo oder kaum je veröffentlicht worden sind – wohl einfach aus Mangel an Pflege und Interesse eben. Aber irgendjemand hatte mal eine Kopie, irgendwann gab es mal ein Band, eine Fernsehausstrahlung, und das stellen die Leute dann ins Netz und verbreiten so tatsächlich Kultur. Ja das ist Kulturverbreitung. Manches davon gibt es zwar auch auf Youtube zum Beispiel in voller Länge zu sehen, weil sich sowieso niemand rechtlich darum kümmert auch oder gar keiner heutzutage berechtigt Rechte dazu einfordern kann, illegal ist deren Verbreitung jedoch irgendwie so oder so, aber Youtube gibt auch ein prüdes Amerika wieder – also löschen die auch vieles aus Europa zum Beispiel. Deshalb sehe ich ACTA mittlerweile auch als kulturelle Bedrohung an, zwar so nur über Umwege, aber ACTA wird auch das betreffen.

Von der (Videospiel-)Industrieseite denk ich wird wie Michael Pachter es auch sieht über kurz oder lang es nur mehr digitale Distribution geben. Das Medium Videospiel im Zentrum wird sich demnach so wandeln wie vielleicht dereinst die Wochenschauen zum Fernsehen wechselten
Alles wird, wie im Fall der Fälle jetzt schon, über Konten nur mehr verbunden sein – viel, immer mehr und am Ende wohl auch nur mehr, als Cloud
So wird sich die elektronische Medienlandschaft auch als solche wandeln. Irgendwann wird es nur noch Bildschirme geben, trotz Manfred Spitzer, und dazugehörige Breitband-Anbindungen. Irgendwelche set-tops oder halt Konsolen und Computer. Vielleicht noch Boxen die heute unbekannt sind. Das Fernsehen wie man es heute kennt wird dann verschwinden, und zwar so, dass es die IT-Medien-resistenten Leute gar nicht merken. Die und ihre Ressentiments, deren Hass, gegen interaktive(re) Medien sterben irgendwann dann auch mal wirklich aus, aber ich fürchte nicht so wie man es sich heutzutage vielleicht mancherorts wünscht… Der politische Einfluss des Print, der traditionellen Eliten auch im Netz, sowie des Rundfunks der für mich bedrohlichsten Figur von heute in Deutschland, Norbert Schneider, wird für viele Generationen wie ich fürchte noch bestehen bleiben. Da werden immer wieder Leute auch nachkommen. Vielleicht wird sich manches abbauen, die Piraten in den Bundestag einziehen und die Multitude verstärkt werden, ein generelles Umdenken sehe ich aber nicht kommen.
Ich denke Sony wird auf der diesjährigen Gamescom eine (noch) massive(re) Kooperation mit dem ZDF ankündigen (über seine Playstation-Marke). Weiß irgendwer hier aus Deutschland eigentlich was darüber? Die Kooperation wurde ja schon letztes Jahr, oder gar im Jahr davor, angekündigt.
Deutschland mag sich da meinem Vernehmen nach auch technisch nur nicht ändern, wohin das führt kann ich naturgemäß noch nicht sagen, aber diese Resistenz dagegen erscheint mir mittlerweile schon eine Besonderheit zu sein. Vielleicht deutet sie doch darauf hin, dass gerade den Spielen bald mit noch mehr Restriktionen und der Gewalt des Staates begegnet wird, noch brutaler als über die Indizierungen und Beschlagnahmungen jetzt schon – also doch in Richtung (Total-)Verbote.
Sie hängt natürlich grundsätzlich mit der eher geringen Verbreitung von Kreditkarten zusammen, sowie einer gewissen Aversion gegen (traditionelle) Videospiel-Controller, vor allem gegen größere wie jenen der Xbox 360 – irgendwie scheint die Playstation 3 auch akzeptabler zu sein, aber dennoch find ich sollte man sich das einmal überlegen.

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